Der Schwabe: weltoffen ?- verhockt? oder gar weltoffen verhockt?

Wo isch’n dr Karl wirklich?

Mein längst verstorbener Großonkel Karl aus Hochdorf*
war als junger Bauingenieur bereits in den 20-er Jahren des letzten Jahrhunderts (also 1920) auf der ganzen Welt unterwegs- ein weltoffener Schwabe also.
Das hat ihn allerdings keineswegs daran gehindert, in seiner Freizeit am Wochenende im Laufe seines Lebens zwei Häusle nahezu ausschließlich in Eigenarbeit zu bauen oder "am Sonndich" den Kompost umzusetzen, wofür er denn auch vom örtlichen Dorfbüttel mit einer Geldbuße von 5 Mark belegt wurde. Geschäftsreisen nach Amerika oder Australien (ganz zu Schweigen von privaten Reisen) waren damals für "en Bue aus ma Bauredorf" ziemlich ungewöhnlich.
Der Großteil der Bevölkerung hatte zu dieser Zeit von der Welt nicht viel mehr als ein paar umliegende Dörfer oder das nächste Kreisstädtchen kennengelernt. So auch Karls Mutter. Als er wieder einmal auf Reisen war, fragte die Mutter seine Frau: "Du Else, sag amol, wo isch’n dr Karl wirklich?" Darauf Else wahrheitsgemäß:" Ha der isch grad en Auschtralia". "So"- entgegnet da die Mutter, "no wird er jo über de Sonndich hoimkomme".

*zur geographischen Orientierung: Es handelt sich hier um Hochdorf bei Vaihingen / Enz. In den vergangenen Jahren dadurch bekannt geworden, daß dort (auf einem Acker meines Großonkels Fritz) ein unversehrtes Keltengrab entdeckt wurde. Der Keltenfürst von Hochdorf ist heute im Original im württembergischen Landesmuseum Stuttgart, in der Kopie im Hochdorfer Keltenmuseum zu besichtigen. Zwischendurch reist auch dieser 2500 Jahre alte Keltenfürst "en dr Weltgschicht omanander", zum Beispiel war er neulich in Bilbao (Spanien). Der SWR hat darüber in seiner Reihe "Schätze des Landes" im dritten Fenrsehprogramm berichtet.

 

 

 

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